
Mein Freund Dante
„Ich glaube, das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.“ – Cato vom Kieferberg
Ich denke, dass es das Känguru nicht stören wird, wenn ich sein Zitat ohne zu fragen falsch zuordne. Ähnlich wie zwischen dem Känguru und Marc-Uwe entsteht gerade zwischen unserem kleinen Cato und dem noch kleineren Dante eine wunderbare Freundschaft.
Dante ist ebenfalls ein Labrador Retriever. Er wurde am 10. Februar geboren und ist damit knappe eineinhalb Monate jünger als Cato. Außerdem ist Dantes Fellfarbe nicht silber, sondern gelb. Wenn sie sich treffen – und das passiert recht häufig, da Dante direkt im Haus neben uns wohnt – spielen sie miteinander als gäbe es keinen Morgen mehr.
Wir haben direkt von Anfang an darauf geachtet, wie sich Cato gegenüber anderen Menschen wie auch Hunden verhält. Wir wollten einen Hund, der gut sozialisiert ist und sich im besten Fall mit so ziemlich allen – ob Zwei- oder Vierbeiner – gut verträgt. Natürlich muss er nicht jeden mögen, aber wir wollten doch zumindest keine Probleme beim Spazierengehen bekommen, wenn uns mal jemand entgegenkommt. Wir haben in der Nachbarschaft verschiedene „Vorbilder“, von denen wir sagen können: Das wollen wir gerade nicht bei Cato haben.
Beispiel 1:
Hier im Viertel leben zwei Hunde zusammen in einem Haushalt, in dem es vollkommen in Ordnung zu sein scheint, pausenlos zu bellen. Wir wissen das, weil es zur Zeit recht warm ist, man die Fenster also offen hat und… nun ja, wir hören sie ständig. Uns geht das schon ziemlich auf die Nerven, obwohl das nicht einmal unsere Hunde sind. Wir können einfach die Fenster schließen und sind das Bellen los. Ich will das gar nicht allzu negativ bewerten, weil es heuchlerisch wäre, das Frauchen danach zu beurteilen, ob ihre Hunde bellen, wenn man selbst einen Hund hat, der kein Geräusch von sich gibt. Ich kann also überhaupt nicht beurteilen, wie schwer es ist, einem Hund das Bellen abzugewöhnen oder ihn zumindest in seinem Geräuschpegel einzuschränken, da es zu den wenigen Problemen gehört, die wir mit Cato glücklicherweise nicht haben. Was mich eigentlich stört, ist, dass Cato von beiden Hunden sogar angebellt wird, wenn wir nur draußen an deren Fenster vorbeigehen. Er hat zwar keine Angst und ignoriert das weitestgehend, aber ich frage mich regelmäßig, was wohl die Beweggründe dieser beiden eigentlich wirklich süßen und lieben Hunde sind. In dieser Hinsicht sind wir mit Cato einfach gesegnet, ich muss es noch einmal betonen. So schwer wir es mit manchen Macken von ihm haben, so sehr möchte ich mich auch über Dinge freuen, bei denen es uns Cato leicht macht. Und das Bellen ist eines dieser Dinge.
Beispiel 2:
Ebenfalls in der Nachbarschaft lebt ein kleiner Mops, der eigentlich recht ausgeglichen wirkt (und obendrein extrem niedlich aussieht), sofern er nicht auf andere Hunde trifft. Jedes Mal, wenn er Cato sieht, fängt er an, lauthals zu bellen und versteckt sich hinter seinem Frauchen. Ihr ist das immer ziemlich unangenehm, kann aber auch nicht besonders viel daran ändern. Sie sagt immer zu ihrem Hund, er brauche keine Angst haben, was natürlich in Bezug auf Cato absolut stimmt. Aber er lässt sich nicht beirren.
Beispiel 3:
Ein weiterer Hund aus der Gegend ist wiederum das komplette Gegenteil. Genauer gesagt handelt es sich um eine Hündin. Sie bespringt immer jeden, dem sie begegnet und davon sind Zweibeiner auch nicht ausgenommen. Absolut distanzlos geht sie auf jeden los und will ihm oder ihr das Gesicht ablecken. Ich muss zugeben, dass ich diese Art weitaus sympatischer finde als bellende Hunde, aber angenehm ist trotzdem etwas anderes.
Cato sollte sich im besten Fall keine dieser Eigenschaften angewöhnen. Dabei erwarte ich eine Gratwanderung von meinem Kleinen, das ist mir klar. Im Endeffekt haben wir mit ihm nie das Problem, dass er Hunde anbellt oder Angst vor ihnen hat. Er setzt sich meistens hin – egal, ob Zwei- oder Vierbeiner – und beobachtet erst einmal. Das kann durchaus auch unangenehm sein, da er meistens mitten im Weg sitzt und Zerren an der Leine wenig hilft. Leute, die uns entgegenkommen, lachen meistens, fühlen sich angestarrt oder fragen, warum er das macht. Die Antwort: Ich habe keinen blassen Schimmer! Ganz anders sieht es aus, wenn Cato denjenigen kennt, der da kommt, denn dann stürmt er auf die Person oder den Hund zu. Da gibt es dann kein Halten mehr!
Einmal habe ich mich mit meinen Eltern zum Spazierengehen getroffen und wollte ihn gerade aus seiner Box im Auto heben. Er hatte meine Mutter wohl bereits von Weitem erkannt und war so stürmisch, dass er sie aus der Hocke einfach umgeworfen hat. Er hat sich auf sie gestürzt und ihr das Gesicht abgeleckt, als hätte er sie jahrelang nicht mehr gesehen. Klar, so würde man auf gar keinen Fall von einem fremden Hund begrüßt werden wollen. Aber meine Mutter, die Hunde mag und Cato vermutlich sogar liebt, hat sich tatsächlich sehr gefreut und war eher gerührt als verängstigt oder erschrocken. Wenn er die Eltern meines Freundes trifft, kann er beispielsweise auch urplötzlich ganz schnell Treppensteigen, um zu ihnen zu gelangen. Er kann in diesem Wahn dann sogar über die Sofalehne springen und Absätze überwinden, die sonst unüberwindbar scheinen. Vielleicht sollten wir das unterbinden, um ihm Konsequenz im Umgang mit anderen Menschen und Tieren aufzuzeigen. Aber ich möchte das nicht. Es ist so herzlich und beweist einfach wie liebenswert unser Cato ist. Er erkennt seine Familie nicht nur, er hat sie auch ins Herz geschlossen.
Aber zurück zu Dante.
Als Cato zum ersten Mal auf ihn traf, war Dante gerade einmal acht Wochen alt. Er ist an Ostern in unsere Nachbarschaft gezogen und wollte erst einmal in Ruhe ankommen, bevor sich ein potentieller Freund auf ihn stürzt. Wir waren also erst einmal zurückhaltend und ließen den Knirps die neue Welt um sich herum entdecken. Schon nach wenigen Wochen hatte Dante einen solchen Wachstumsschub, dass er beinahe schon so groß und kräftig ist wie Cato. Dazu muss man sagen, dass Cato aus der Linie Dual Purpose stammt, während Dante ein Labrador der Showlinie ist.
Die Linien des Labrador Retrievers – Überblick
Eigentlich unterscheidet man in der Zucht der Labradore zwischen zwei Linien, der Arbeits- (auch: Field-Trail-Linie) und der Showlinie (auch: klassische Linie). Tiere der Arbeitslinie erkennt man meistens an ihrem geringeren Gewicht. Sie sind außerdem oft kleiner und schlanker als ihre Artgenossen. Die Unterscheidung der Linien rührt vor allem von den verschiedenen Zuchtzielen her.
Die schlankeren und kleineren Labradore der Arbeitslinie eignen sich besonders für die Jagd oder für Wettkämpfe, während der Showlabbi eher ein Familienhund ist, der gesund sein soll und daher weniger sportlich gebaut sein muss.
Mit den Extremen der Zucht stellte man jedoch fest, dass beispielsweise Hündinnen nur noch schwer die 20 Kilogramm-Marke erreichen, spitz und lang im Fang werden und es ihnen oft an Knochenstärke und Wristhöhe fehlt. Diese Merkmale sind mindestens so untypisch für Labradore wie Tiere, die weit über 40 Kilogramm auf die Waage bringen und dadurch Gelenkprobleme haben.
Man probierte sich mit der Zuch in der goldenen Mitte und nannte sie die Dual Purpose-Linie. Der Gedanke dabei ist vor allem der, dass man die Tiere nicht gänzlich der reinen Zucht unterwerfen wollte, sie weiterhin gesund sein sollten und man sich vor allem wieder mehr an ihrem ursprünglichen Aussehen und Wesen orientieren wollte. Inwiefern der Mittelweg der richtige ist, muss man noch abwarten, da die Zucht bis heute noch nicht weit genug fortgeschritten ist, um sichere Resultate zu ergeben.



Sieht man Dante und Cato also zusammen spielen, könnte man gar nicht glauben, dass Cato der Ältere ist. Obwohl nur wenige Wochen Altersunterschied zwischen den beiden Rackern besteht, machen im Welpenalter auch schon wenige Tage einen gewaltigen Unterschied in Wachstum und Entwicklung. Der kleinere aber kräftige Dante steht Cato – eher schlank und groß – in nichts nach. Durch Hörensagen weiß ich, dass sich Labradore untereinander erkennen. Vermutlich wissen Dante und Cato demnach ganz genau, dass sie gleicher Rasse sind. Einen dritten Mitspieler wollen sie oft nicht in ihre vertraute Runde lassen und bleiben lieber unter sich – außer der Dritte ist ein Labrador!
Die Entwicklungsphasen der beiden überschneiden sich natürlich. Vor wenigen Wochen hatte Cato eine besonders anstrengende Zeit seines Zahnwechsels. Es juckte ihn so sehr, dass er das Bedürfnis hatte, in alles und jeden reinzubeißen (dazu könnt ihr mehr im Artikel „Zahnwechsel und Beißhemmung lesen). Dante hat das natürlich gar nicht gefallen, denn er wollte keine durchlöcherten Ohren haben. Inzwischen konnten wir auch Dantes Frauchen davon überzeugen, dass Cato sehr wohl schon einmal etwas von Beißhemmung gehört hat und eigentlich kein aggressiver Hund ist, er hat nur Zahnschmerzen. Inzwischen verhält sich Cato auch wieder so, als habe er schon einmal was von Beißhemmung gehört und knabbert nur noch. Das entspannt natürlich das Spielen zwischen den Welpen sehr!
Der Zustand hat allerdings nicht lange angehalten. Das meinte ich damit, als ich sagte, die Entwicklungsphasen der beiden überschneiden sich: Jetzt verliert nämlich Dante so langsam seine Zähnchen und Catos Öhrchen leiden unter den juckenden, spitzen Eckzähnen des kleinen blonden. Eigentlich ist das nur fair. Als Besitzer muss man einfach ein bisschen aufpassen, dass das Spiel zwischen beiden nicht einseitig wird.
Bei Cato setzt allmählich schon die nächste Entwicklungsstufe ein. Wir finden sie ganz und gar nicht angenehm, denn er rammelt seinen Kuscheltier-Elefanten ohne Ende. Meistens lassen wir ihn machen, weil es ja eigentlich nur natürlich ist beim Heranwachsen. Wir würden aber einschreiten, sobald er anfängt das Besteigen auf andere Dinge oder sogar uns auszuweiten. Er wird so schnell groß, ich kann es nur immer wieder sagen. Gegenüber Dante ist das bisher noch kein Problem und ich hoffe, dass das auch so bleibt. Aber man hat ja schon öfter gehört, dass sich Rüden untereinander ab und an nicht besonders gut verstehen. Ich hoffe einfach, dass die beiden auf ihre Freundschaft als Welpen zurückgreifen können und sich nicht irgendwann als Konkurrenten ansehen. Toi toi toi!


Als Besitzer von zwei kleinen Labradoren, die in etwa im gleichen Alter sind, ist es furchtbar spannend, zu sehen, was da auf einen zukommt. Ich bin nun mal in der eher unangenehmen Situation, dass mich die Entwicklung Catos und die damit verbundenen Schwierigkeiten eher unvermittelt treffen. Ich kann auf keinen Hund schauen, der das schon erlebt hat und mir vielleicht hilfreiche Tipps holen. Allerdings gibt es ja dafür auch das Internet. Irgendwie fühle ich mich trotzdem wohl damit, den älteren Hund zu haben, da ich genau weiß, was auf Dantes Hundeeltern noch zukommen wird und bin äußerst froh – zumindest in Bezug auf den Zahnwechsel – nicht alles noch vor mir zu haben! Wie dem auch sei, kann ich sowieso nichts daran ändern. Wer bin ich außerdem, an allem etwas auszusetzen zu haben? Herr Gott, ich habe einen fantastischen Welpen und einen Freund, der meine Vernarrtheit in ihn nicht nur unterstützt, sondern sogar teilt. Was will man mehr?!