
Was in einem Welpenköpfchen vorgeht
Direkt vorneweg sei gesagt: Diese Frage kann niemand beantworten! Trotzdem gibt es Situationen mit einem Hund, vor allem einen Welpen, die man sich als Nicht-Hundebesitzer gar nicht ausmalen kann und die einen erst einmal schmunzeln oder aber laut loslachen lassen.
Merkwürdige Angewohnheiten
Seitdem Cato bei uns ist, das sind inzwischen gute drei Monate, hat er genauso Angewohnheiten angenommen wie wir Menschen das tun. Es hat eine ganze Weile gedauert aber wir haben unseren Alltag strukturiert und uns aneinander gewöhnt. Warum Cato sich aber an manchen Tagen (vor allem an denen, die mit g enden, aber auch mittwochs) dazu entscheidet, alles Gewohnte zu durchbrechen und zur Kratzbürste zu werden… dazu später mehr!
Wir dachten am Anfang, es würde niemals einfacher werden. Das denkt man als frischgebackener Hundebesitzer vermutlich immer. Gerade mit der Stubenreinheit haben wir uns sehr schwer getan, da Cato nicht wirklich akzeptieren wollte, für sein Geschäft nach draußen zu gehen. Dadurch haben sich natürlich etliche Situationen ergeben, über die wir inzwischen mehr als herzlich lachen können. Wieso das nicht einfach ansprechen? Es ist das Normalste der Welt und jeder Hundebesitzer kennt solche Geschichten!
Als Cato anfangs bei meinen Eltern war – ich hatte ihn gerade ins Haus getragen – war er immer furchtbar aufgeregt. Die Umgebung war noch relativ fremd und alles roch neu und überhaupt wollte ihn jeder streicheln und Cato liebt es von allen geherzt und geküsst zu werden. Das einzige, was er noch lieber macht, ist zurück zu küssen! Durch seine Aufgeregtheit hat er dann wohl als noch ganz kleiner Wurm von neun Wochen vergessen, dass er mal muss (und zwar nicht nur klein!). Er ist also ausgebüchst und ins Büro geflitzt. Wir haben noch darüber gelacht wie süß er rennt, da war das Malheur schon passiert. Er hat keinen Haufen ins Büro gesetzt, sondern ein Feuerwerk losgelassen! Die Wand, der Teppich, der Boden, die Tür und sogar die Fließen im Flur waren übersäht mit wunderbar duftenden braunen Sprenklern à la Cato. Wow! Ich war so schockiert von dem Kunstwerk, das er uns da kredenzt hatte, dass ich laushals lachen musste. Erziehungstipp Nummer 1: Lacht nie über etwas, wenn ihr wollt, dass euer Hund das lässt. Cato sah daraufhin nämlich auch noch mächtig stolz aus und so wollte er es uns auch nicht vergönnen, die Pampe zu treten und eine Pfotenspur bis weit in den Flur hinein zu ziehen. Noch besser, danke dafür! Es war eigentlich nichts Schlimmes passiert, denn alles konnte ohne Rückstände gereinigt werden. Aber ein nettes Willkommensgeschenk hatten wir uns eigentlich anders vorgestellt.
Eine weitere Angewohnheit von unserem Zwerg ist es, neue Betten, Kissen, Decken oder andere total bequeme Dinge, die wir im kaufen, um ihm das Leben schöner zu machen, erst einmal zu ignorieren. Man kommt sich durchaus blöd vor, wenn man vom Einkaufen nach Hause kommt, sich denkt, man tut seinem Hunde etwas Gutes und er so tut, als hättest du kompletten Mist gekauft. Was fällt einem als Zweibeiner eigentlich ein?
Wir haben Cato anfangs eine große und sehr weiche Kuscheldecke gekauft, da wir ihn eigentlich an die Hundebox gewöhnen wollten (was nicht geklappt hat!) und wir uns dachten, diese Decke könnte für ihn zu etwas Vertrautem werden. Zu sagen, er habe die Decke verschmäht, wäre eine Untertreibung. Sie wurde beinahe von seinen Welpenzähnen zerfetzt und er hat absolut nicht verstanden, wozu sie eigentlich gedacht war. Stattdessen hat sich Cato in ein unbequemes, kleines Regal gequetscht, das wir in unserem Schlafzimmer stehen hatten. Ich konnte das nur schwer mit ansehen und habe ihm deshalb ein kleines Hundebett gekauft, in das er sich einkuscheln konnte. Aber das Regal war der place to be bis er einmal im untersten Fach stecken geblieben ist und seitdem Angst davor hatte. Also legte er sich wohl oder übel doch in das Bettchen. Danke, mein Kleiner! Ich konnte endlich ruhiger schlafen.
Aber Welpen wachsen nun mal sehr schnell. Also kaufte ihm ein teures, rückenschonendes, gelenkschonendes (sprich: alles-schonendes) Bett, als er aufgehört hatte, in alles reinzubeißen. Sein Blick als ich damit nach Hause kam, sprach Bände: „Was hast du dir dabei gedacht? Da lege ich mich niemals rein! Kannst ja selbst drin schlafen!“ Das Ende dieses sehr traurigen Liedes: Cato schlief in seinem viel zu klein gewordenen Bettchen, an das er sich mit Mühe und Not gewöhnt hatte, bekam Nacken- und Rückenschmerzen, wollte aber partout nicht in das neue noch viel bequemere Bett umziehen.
Ich weiß nicht mehr wie aber irgendwann haben wir es geschafft (nachdem wir das alte Bettchen irgendwann aus dem Schlafzimmer verbannt hatten und er einige Nächte auf dem Boden geschlafen hatte), dass er ins neue Bett umzieht. Die Freude war groß und vor allem war uns klar: Er wird niemals wieder ein anderes Bett akzeptieren! Das ist okay für uns, denn wir sind nun alle drei endlich glücklich!



Um noch einmal auf das Thema Stubenreinheit zurückzukommen: Ich weiß nicht wie das bei anderen Hunden ist und war vermutlich noch nicht auf der Welt, als meine Eltern das mit ihrem Hund trainiert haben, aber Cato meldet sich nicht bei uns, wenn er mal muss. Er rennt ins Bad und setzt sich vor die Toilette. Zum Glück ist unser Bad der einzige Raum, den man nur erreicht, wenn man ans Ende des Flurs geht, d.h. wir bekommen es mit, sobald sich Cato auf den Weg macht. Nach intensiver Recherche im Internet habe ich herausgefunden, dass Hunde sich ganz verschiedene Dinge aneignen, um ihren Zweibeinern zu signalisieren, dass sie raus müssen. Besonders süß ist die Vermutung, dass Cato ins Bad rennt, weil er weiß, dass wir auch dorthin gehen und er sich das von uns abgeschaut hat. Wie dem auch sei ist es ein ganz gutes Erkennungszeichen und inzwischen sehr eindeutig für uns!
Dinge, die wir nie verstehen werden
Schon seit Tag eins geht Cato, wenn er wach wird auf die Bettseite meines Freundes, legt die Vorderpfoten aufs Bett uns knabbert oder leckt ihn an. Wir dachten am Anfang, dass er das tut, weil er uns wecken möchte, damit wir ihn rausbringen. Aber er tut das auch zu jeder anderen Tageszeit und dabei kommt es gar nicht unbedingt darauf an, ob mein Freund überhaupt im Bett liegt, geschweige denn zuhause ist. Diese Bettseite ist ein zentraler Anlaufpunkt nach dem Schlafen für Cato geworden. Es scheint ihn aber wiederum überhaupt nicht zu stören, wenn er dort niemanden antrifft.
Eine weitere Eigenart von Cato ist die, dass er sich immer hinsetzt, wenn uns beim Spazierengehen jemand entgegenkommt. Dabei spielt es keine Rolle, ob Mensch, Hund, Katze, Maus. Wenn jemand kommt, setzt er sich hin und schaut, wer das ist, wie schnell derjenige ist, ob man mit ihm spielen und raufen kann oder ob man sich vielleicht sogar besser versteckt. Das klingt jetzt vielleicht banal und unauffällig. Für uns ist es jedoch eine wahnsinnig süße Angewohnheit. Es sieht so unglaublich liebenswert aus, wenn er sich wie ein strammer Soldat auf den Boden setzt und abwartet und guckt. Außerdem ist es praktisch, wenn er sich bei vorbeifahrenden Autos hinsetzt, da wir nie Angst haben müssen, dass er mal auf die Straße rennt.

Eine weitere Merkwürdigkeit ist die Fixiertheit auf Ziegen. Schafe oder Kühe sind ihm relativ egal aber Ziegen haben eine magische Anziehungskraft! Wir haben das einmal bemerkt, als wir in einer sehr ländlichen Gegend nicht weit weg von zuhause an einem kleinen Ziegengehege mit etwa fünfzehn Bewohnern vorbeigekommen sind. Cato hat sich vor den Zaun gestellt und wie gebannt geguckt! Die Ziegen wiederum sind wie die Tiere zur Arche an die Stelle gekommen und haben ebenfalls… einfach nur geguckt. Ich meine, vielleicht bin ich auf einfach nur unwissend und keiner hatte mich zum inter-animalischen Anstarrwettbewerb eingeladen, weil ich nicht zum inneren Kreise gehöre… aber wir standen mehrere Minuten einfach nur so da. Wie bereits gesagt, an Schafen und Kühen geht er vorbei und würdigt sie keines Blickes. Wir haben das auch schon an einem anderen Ziegengehege mit dementsprechend anderen Ziegen versucht: Das gleiche Szenario. Aber ich muss ja auch nicht alles verstehen!
Es gibt noch viele weitere Dinge, die ich mir allerdings für später aufheben werde. Außerdem ist es schwer zu beschreiben wie merkwürdig es beispielsweise aussieht, wie er sich neben mir räckelt und wälzt und kratzt, während ich diesen Artikel schreibe. So irritierend manches Verhalten auf mich aber wirken mag, ich freue mich über alles, weil mir dadurch immer wieder aufs Neue klar wird, dass ich einen Hund mit ganz eigenem Kopf, eigener Persönlichkeit und vor allem eigenen Fehlern habe. Das macht mich stolz!