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Ich komme nach Hause

Heute ist der große Tag gekommen: Meine neuen Eltern holen mich zu sich nach Hause – in mein Zuhause! Für manche klingt die Geschichte von kleinen Welpen ziemlich hart, aber wenn man das Glück hat, so wie ich, in ein Zuhause zu kommen, in dem man sich wohlfühlt und geliebt wird, dann ist es wunderbar.

 

Geboren bin ich in Edenkoben, in der wunderschönen Pfalz. Vom Silvesterabend im alten Jahr habe ich nicht mehr besonders viel miterlebt, da meine Augen noch geschlossen und meine Ohren noch nicht so weit entwickelt waren, dass ich sie hätte benutzen können. Wie ein kleines Würmchen lag ich zusammen mit meinen sieben Brüdern und Schwestern bei meiner Hunde-Mama Elli im Welpengitter und habe mich von den Strapazen, die das auf die Welt kommen mit sich bringen, erholt.

 

Wie ihr vielleicht wisst, hatte ich als Welpe schon seit meinem ersten Tag auf dieser Welt einen Geruchssinn, der weitaus besser entwickelt ist, als eurer! Während ich noch im Bauch meiner Mama war, konnte ich diesen ganz besonderen Geruch erschnüffeln, ein Geruch, der bedeutete: Milch! Als ich endlich auf der Welt war, meine Augen noch nicht genug entwickelt waren zum Sehen, habe ich Pendelbewegungen mit meinem Kopf gemacht, um die Wärme meiner Mama und meiner Geschwister zu spüren. Da ich aber ein hungriger Fratz bin, habe ich damit vor allem dieses Pheromon gerochen, dass mir verrät, wo ich die Milch nun finden kann. Nur gut, dass in den ersten beiden Wochen meines Lebens (in der so genannten Neonatalen Phase) mein Geruchs- und Geschmackssinn schon weit genug entwickelt waren, sodass ich auf die restlichen Sinne erst einmal verzichten konnte. Die Pendelbewegungen mit dem Kopf, die Wärme meiner Familie und die Milch meiner Mama waren in der ersten Zeit also überlebenswichtig für mich.

 

Erst in der dritten Lebenswoche (Übergangsphase) habe ich es geschafft, meinen kleinen Körper auch ohne das Kuscheln an meine Geschwister warm zu halten. Außerdem hatte ich es gehörig satt, nichts sehen und hören zu können. Meine wunderschönen blauen Augen und meine Schlappohren waren mehr als bereit, endlich zum Einsatz zu kommen. Ich wollte die große weite Welt erkunden und das so schnell wie möglich! 

 

Die sensiblen Lebensphasen hatte ich aber noch längst nicht hinter mich gebracht. Man sagt, dass in den ersten vierzehn Wochen im Leben eines Welpen der Grundstein für das spätere Verhalten gelegt wird. Ich kann schon mal verraten, dass ich super geraten bin, meiner bescheidenen Meinung nach. Aber der Reihe nach: die vierte Lebensphase nennt man auch oft Sozialisationsphase, weil ich in dieser Zeit viele Dinge kennengelernt habe und meine Züchterin, aber auch meine späteren Eltern, penibel darauf geachtet haben, dass ich diesen Reize mit der nötigen Entspannung begegne und keine Angst bekomme. Natürlich habe ich keine Angst, sonst wäre ich doch ein Angsthase!

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Als ich auf den Tag genau acht Wochen alt war, kamen meine Eltern und haben mich endlich zu sich geholt. Jetzt, im Nachhinein, kann ich das beurteilen und sage deshalb endlich. Aber an besagtem Tag war ich gehörig aufgeregt, weil ich keinen blassen Schimmer hatte, was mich erwarten würde. Ich hatte mich an einen bestimmten Tagesablauf gewöhnt, an meine Geschwister, meine Hunde-Mama Elli und meine wundervolle Züchterin Nina, die uns hundert Mal am Tag gestreichelt und verwöhnt hat. An diesem Dienstag aber war alles anders. Es fing schon damit an, dass wir kein Frühstück bekamen. Einer meiner dickeren Brüder hat sich darüber auch mächtig beschwert aber niemand wollte auf ihn hören. Mit knurrendem Magen saßen wir acht draußen im Garten in unserem Welpengitter und vertrieben uns die Zeit mit Spielen. Mir ist natürlich nicht entgangen, dass einer nach dem anderen verschwand. Wo sind meine Geschwister hin? Werde ich auch abgeholt?

 

Ich war unsicher, hatte ein bisschen Angst, so viel kann ich zugeben. Zusammen mit meiner Schwester Mala wurde ich irgendwann am Vormittag aus dem Gitter gehoben. Ein bisschen zornig war ich schon, da ich keine Gelegenheit mehr hatte, mich von meinen beiden verbliebenen Brüdern zu verabschieden. Aber in dem Trubel der dann folgte, sind mein Zorn und meine Angst schnell verflogen. Zwei Zweibeiner – wie sich herausstellte waren das meine neuen Eltern – suchten für mich ein dunkelblaues Welpengeschirr aus. Das gefiel mir schon mal sehr gut. Woher wussten sie, dass meine Lieblingsfarbe blau ist?

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Als ich außerdem beobachten konnte, wie eine unfassbar große Menge meines Lieblingsessens in den Kofferraum gepackt wurde, war ich nahezu besänftigt. Besänftigt genug, um es mir auf dem Schoß meines neuen Papas auf der Beifahrerseite bequem zu machen. Schneller als ich es realisierte, fuhren wie los, weg von meinem Zuhause, meiner Familie und allem, was ich bisher kannte. Es war ein drückendes Gefühl der Ungewissheit und wenn ich nicht so aufgeregt und gleichzeitig erschlagen müde gewesen wäre, hätte ich ganz furchtbare Angst gehabt.

 

Ich muss wohl eingeschlafen sein, denn als ich aufgewacht bin, hatte ich eine Menge kuscheliger Decken um mich herum. Eingekuschelt lag ich da und fühlte mich wohl. Irgendjemand streichelte mich und ich wollte unbedingt wissen, wer das war. Huch! Wer ist das denn?

 

So sieht also mein neues Zuhause aus! Ich habe keinen Vergleich, schätze mich aber sehr glücklich! Ich habe eigentlich alles, was es braucht, um einen kleinen Fratz wie mich glücklich zu machen. Trotzdem war die erste Nacht kein Zuckerschlecken. Findet ihr nachts auch immer alles viel schlimmer als am Tag? Ich jedenfalls konnte mich einfach nicht beruhigen. Ich vermisste meine Geschwister und meine richtige Mama also machte ich mich nachts auf die Suche nach ihnen. Aber ich konnte sie nicht finden. Meine neue Mama lag bei mir auf der Couch und wollte mich beruhigen. Wo ist meine richtige Mama? Ich muss gestehen, dass ich ein kleines bisschen geweint, gefiept und gejault habe. Das war ein so großer Unterschied zu allem, was ich bisher gekannt habe, dass ich das nicht einfach so verkraftet habe. Eingekuschelt in Decken und ganz eng an meine neue Mama geschmiegt bin ich schließlich doch irgendwann eingeschlafen und zum Glück sah am nächsten Tag schon alles ganz anders aus!

 

Ich ging auf Entdeckungsreise, beschloss, mein neues Zuhause kennenzulernen. Irgendwelche Hundefreunde musste es hier doch schließlich geben. Mein erster Freund ließ nicht lange auf sich warten: er ist ein Spitz und ganz verspielt, genau wie ich. Wir waren anfangs noch gleich groß und deshalb freundeten wir uns direkt an! Ab diesem Zeitpunkt fühlte ich mich weitaus wohler. Ich traute mich, in der Wohnung herumzurennen, tanzte meinen Eltern auf der Nase herum und stellte ihre Welt auf den Kopf, wie sie es mit meiner gemacht hatten.

 

Kein einziger Tag ist seitdem vergangen, an dem wir uns gewünscht hätten, nicht zusammenzuleben. Ich liebe meine neue Familie, mein neues Zuhause und mein neues Leben. Ich fühle mich pudelwohl, obwohl ich ein Labrador bin! Ich hoffe für jeden Welpen da draußen, dass ihr das gleiche Glück habt wie ich und eine Familie findet, die euch über alles auf der Welt liebt.

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